Zusätzliche Brisanz erhält die Sache durch eine persönliche Fehde: Vor ein paar Monaten hatte sich Le Graët über Sportministerin Maracineanu mokiert, weil sie sich entsetzt gezeigt hatte über schwulenfeindliche Gesänge im Stadion. Maracineanu, eine Ex-Schwimmweltmeisterin, sei so etwas aus Schwimmbädern eben nicht gewohnt, ätzte Le Graët damals. Jetzt kontert sie. Le Graëts Position sei schlicht "falsch" und zeuge von "mangelhafter Vorbereitung", so die Ministerin. Im Klartext: Le Graët sei nicht auf der Höhe der Zeit.
Zwar entschärften beide den Streit am Mittwoch ein wenig, indem sie sich zu einer gemeinsamen Erklärung durchrangen. Darin heißt es, beide wünschten ein "ebenso entschlossenes wie angemessenes und pragmatisches Vorgehen" gegen Homophobie. Im Übrigen vertrauten sie aber "auf die Umsicht der Schiedsrichter". Ähnlich schwammig bleibt Macron: "Die Hassparolen, seien sie rassistisch oder homophob, müssen ein Ende haben." Er sei "aber auch nicht naiv", sagt der Staatschef, und wisse, dass ein wenig Hitzköpfigkeit dazugehöre. Es sei an den Vereinen, auf die Fans einzuwirken. Die heiße Kartoffel wird also an die Klubs weitergereicht. Und an die Schiedsrichter, auf denen die Entscheidung über Spielunterbrechungen lastet.
Die Profifußballliga LFP organisierte diese Woche unterdessen schon ein Krisentreffen zwischen Klubverantwortlichen, Fangruppen und Vertretern von Vereinen, die sich gegen Diskriminierung engagieren. Die Fan-Sprecher ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen: Auch sie fühlten sich diskriminiert, klagten sie. Etwa, wenn pauschal ganze Tribünen gesperrt werden, weil einige Feuerwerk abgebrannt haben. Oder etwas Falsches gesungen haben.
Am Wochenende steht der nächste Spieltag an.